Spirituelle Symphonik
Dunkelheit, aber auch strahlende Helligkeit, ja jazzig swingende Heiterkeit vermittelten die sieben „Visions de l’ Amen“ für zwei Klaviere von Olivier Messiaen: Marino Formenti und Christopher Hinterhuber verdankt die Mozartwoche mit dieser virtuosen und dabei doch ganz auf das Werk und nicht auf Effekt konzentrierten Wiedergabe einen Höhepunkt. Der Standard, 5. Februar 2008 (Heidemarie Klabacher) Mozartwoche – Nächtliche Sternstunde Mit nie erlahmender, im buchstäblichen Sinn „schlagkräftiger“ Energie durchmaßen Christopher Hinterhuber und Marino Formenti die sieben Betrachtungen Messiaen von der Allgegenwart Gottes in der Schöpfung, vom Todeskampf Jesu, vom Bitten und Beten, von der Sehnsucht, der Erfüllung im Paradies, dem Loblied der Engel, Heiligen und Vögel bis zum Jüngsten Gericht. Man durfte als Hörer eintauchen in eine gewaltige Aura von Klängen in Kaskaden, Flächen, Akkorden, die von den sagenhaft präsenten Interpreten jederzeit so kontrolliert wie ekstatisch eingefangen wurden. Raum und Zeit schienen sich aufzuheben in diesem – auch schmerzlichen – Lobpreis zwischen kreatürlicher Existenz und transzendentaler Überhöhung, die in einer schier grenzenlos jubelnden „Erfüllung“ gipfelt: Zwei Klaviere werden eine „Orgel“. Anders als perfekt dargestellt kann man diese Wirbel der pianistischen Entäußerung nicht nennen, ein Maßstab der rein handwerklichen Bewältigung einer Materie, die weit über das bloß „Klavieristische“ oder die zwanzig Finger, die den Pianisten physisch zur Verfügung stehen, hinausragt, mithin auch ein Maßstab der Interpretation, der nicht nur mitten in dieser speziellen „Nacht“ als „Sternstunde“ bezeichnet werden darf.
Salzburger Nachrichten, 4. Februar 2008 (Karl Harb)